2008: Blütenzeit – Alles Natur?

Klimakatastrophen, Zusammenbruch unseres Ökosystems, Auftauen des Permafrosts, Anstieg des Meeresspiegels; all dies sind Schlagzeilen, die die heutige Zeit prägen. Die Wenkenhofgespräche 2008 nehmen diese Themen auf und stellen den Kontext von Kultur und Natur, die Erhaltung von Artenvielfalt und Kulturgut sowie unseren zukünftigen Umgang mit der Natur ins Zentrum. Den Rahmen bildet die Ausstellung Blütenzeit, welche die Gemeinde Riehen und ProSpecieRara parallel dazu durchführt und die sich für den Schutz und die Erhaltung von Zierpflanzen einsetzt.

Bewusst kontrovers angelegt sollen die Gespräche als offenes Forum das ganze Spektrum an Meinungen und Haltungen abdecken und von Gentechnologie bis Artenvielfalt, von Ökologie bis Ökonomie und von regionalen Fragestellungen bis zu weltumfassenden Themen reichen. Experten und bekannte Persönlichkeiten erhalten in zwei unabhängigen Diskussionsveranstaltungen am Freitag, 30. und Samstag, 31. Mai die Gelegenheit, ihre Positionen darzulegen und sich in spannenden und anregenden Gesprächen auszutauschen.

Die Wenkenhofgespräche möchten mit ihren Themen einen Beitrag an die ganze Region leisten und zur Diskussion anregen. Aus diesem Grund ist die Veranstaltung kostenlos und jedermann ist herzlich zur Teilnahme an den Gesprächen eingeladen. Die grosszügigen Pausen und der Apéritif sollen zum Gespräch anregen und den Besucherinnen und Besuchern auch ermöglichen, mit den Referenten in Kontakt zu kommen.


Freitag, 30. Mai, 2008

Apokalypse oder rosige Zukunft?

Von den einen als die bedrohlichste aktuelle Entwicklung für die Menschheit verstanden, betrachten andere Klimaveränderungen und den Wandel der Ökosysteme als natürliche zyklische Phänomene, die kaum grosser Beachtung bedürfen. Die Wenkenhofgespräche möchten diese unterschiedlichen Positionen ausloten und mit Experten mögliche Zukunftsszenarien diskutieren.

Diskussionsteilnehmer

  • Thomas Bucheli, Redaktionsleiter SF METEO
  • Andreas Fischlin, Dozent und Klimaforscher
  • Art Furrer, Hotelier, Bergführer & Vater der Skiakrobatik
  • Andreas Moser, Redaktionsleiter SF Netz Natur
  • Annemarie Pieper, Philosophin
  • Betty Zucker, Management- und Zukunftsforschung und -beratung

Musikalischer Abchluss mit dem mit Alex HendriksenTrio und Apéritif

 

Wir leben in einer Welt mit Mobilität ohne Bewegung, Kontakt ohne Berührung, Sprachen ohne Wörter und Kindern (gezeugt) ohne Sex. In einer Welt der Zuvielfalt: hunderte Jogurtsorten, Organisationen mit Mitarbeitern und Kunden aus mehr als 100 Nationen, virtuellen und spirituellen Realitäten, fake und real Fakes, ernsten Spielen, spins und anderen Viren.
Beobachter gehen davon aus, dass sich das Tempo der Veränderung alle 10 Jahre verdoppelt. Neue Technologien lassen Design und Evolution konvergieren, transformieren Gefahren in Risiken – unsere Grundstimmung ist deshalb Unübersichtlichkeit, Unsicherheit, Angst und Krise – eine neue condition humaine in dieser Natur «zweiter Ordnung».
In diesen Labyrinthen werden die Sackgassen von gestern die Auswege von morgen. Diese Gesellschaft ermöglicht auch Hoffnung und Freiheit. Das ist anstrengend und eine Zumutung, aber wir lernen damit umzugehen – seit mehr als 250 Jahren. Die guten Zeiten sind vorbei. Bessere stehen an.Betty Zucker

Samstag, 31. Mai, 2008

Vielfalt als Überlebensstrategie?

Welche Strategie brauchen wir für die Bewältigung unserer Zukunft im Spannungsfeld zwischen Artenvielfalt und Monokultur. Während immer grössere Probleme zur Ernährung und Entwicklung der Menschheit zu bewältigen sind, wird oft gleichzeitig die unberührte Erhaltung der Natur und ihrer Vielfalt gefordert. Themen wie Gentechnologie und Ökologie kommen ebenso zur Sprache wie ökonomische Aspekte, aber auch die Frage, wie soll unsere Umgebung in Zukunft aussehen und was können wir dazu beitragen.

Diskussionsteilnehmer

  • Werner Arber, Mikrobiologe und Genetiker
  • Arthur Einsele, Internutrition Zürich, Verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit
  • Florianne Koechlin, Biologin, Blauen-Institut
  • Hansjörg Küster, Pflanzenökologe, Universität Hannover, Institut für Geobotanik

Musikalischer Abschluss mit dem David Klein Trio und Apéritif

Moderation Patrick Rohr

Wenn immer mehr Monokulturen angelegt werden, ist die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten bedroht. Warum ist dies ein drängendes Problem, und wie tritt man ihm entgegen? Von vielen «Unkräutern» und «Schädlingen» gehen nicht nur Nachteile aus, sondern sie haben im Gegenteil sogar einen unmittelbaren Nutzen. Besonders wichtig ist aber festzuhalten, dass eine artenarme Welt eine monotone Welt ist, die wir uns nicht wünschen. Wir freuen uns an der Vielfalt, an bunten Blumen, vielfältigen Tieren. Sie haben Bedeutung für unsere Kultur. Jeder kann sich dafür einsetzen, Biodiversität zu bewahren: auch im eigenen Garten und sogar beim Einkaufen, indem man nicht nur immer das Gleiche kauft, sondern den Anbau von alten Kulturpflanzen unterstützt. Dabei wird klar: Viele kleine Entscheidungen für die Vielfalt sind notwendig, und dahinter steht immer eine kulturelle Absicht. Die Bewahrung der Vielfalt ist ein kulturelles Anliegen. Natur sich selbst zu überlassen, ist nicht immer die richtige Strategie, denn auch der natürliche Wandel kann Vielfalt einschränken, die uns wichtig ist.Hansjörg Küster